Resilienz und Achtsamkeit drohen, als bloße Modewörter abgetan zu werden – mit fatalen Folgen. In unseren Workshops fallen regelmäßig Sätze wie:
- „Burnout? Früher gab’s das doch auch nicht.“
- „Wer Erfolg will, muss hart arbeiten – nicht jammern.“
- „Bei uns ist das kein Thema, mein Team achtet auf sich.“
- „Demnächst stehen alle nur noch am Tischkicker und trinken Kaffee. Wer macht dann die Arbeit?“
- „Wieder so eine Überdiagnose. Gibt’s jetzt ein neues Medikament, also wird ein Markt erfunden?“
- „Ach, du baust Überstunden ab und gehst dann in Elternzeit? Aha…“
Diese und ähnliche Aussagen zeigen: Resilienz wird häufig missverstanden – als Schwäche, als Luxus oder als Ausrede. Dabei ist das Gegenteil der Fall: Wir brauchen ein neues, realistisches Bewusstsein für mentale Gesundheit und Selbstführung.
Warum ist Resilienz ein zentrales Thema?
Fakt ist: Die Anzahl psychisch bedingter Krankheitstage steigt seit Jahren.
Der durch Arbeitsunfähigkeit verursachte Wertschöpfungsausfall lag laut Statista allein 2020 bei rund 140 Milliarden Euro.
Präsentismus – also zur Arbeit zu erscheinen, obwohl man krank ist – verursacht Kosten von ca. 2.400 € pro Jahr und Mitarbeitendem, Absentismus immerhin 1.200 € (ebenfalls laut Statista).
Das sind keine Buzzwords, sondern handfeste wirtschaftliche Risiken.
Hat die Wirtschaft das Problem erkannt? Im Grunde ja, jedoch werden meistens die Symptome behandelt, nicht die Ursachen.
Resilienz beginnt bei uns selbst
Die wenigsten Menschen nehmen sich bewusst Zeit für eine ehrliche Selbstbestandsaufnahme. Wie geht es mir wirklich? Bin ich überlastet, gestresst, ängstlich? Habe ich ungesunde Routinen entwickelt? Und – habe ich den Mut, mir das einzugestehen, vielleicht sogar gegenüber Kolleg:innen?
Denn wer spricht schon gern offen über:
- Überforderung
- Stress
- Angst
- Schlechte Gewohnheiten
- Fehlende Struktur
Diese Themen sind tabuisiert – und wer sie anspricht, riskiert, als „schwach“ zu gelten. Dabei sind sie oft der Anfang eines langen Weges in die Erkrankung – ein Prozess, der schleichend verläuft.
Die entscheidende Frage ist nicht: Gibt es bei Ihnen Home-Office oder einen Feelgood-Manager?
Sondern: Haben Sie selbst eine gesunde, tragfähige Resilienz entwickelt? Fördern Sie Resilienz als Führungskraft aktiv? Und gibt es in Ihrem Unternehmen eine Kultur, die psychische Gesundheit nicht nur duldet, sondern gezielt unterstützt?
Ein gesunder Umgang mit Belastung beginnt bei uns selbst: mit ehrlicher Selbstreflexion, Akzeptanz und dem Willen zur Veränderung.